Krebserkrankungen: DNA-Sequenzierung für die Diagnostik
Wissenschafter arbeiten an der Steigerung des Nutzens für Patienten
Die DNA-Sequenzierung hat die biologischen Wissenschaften revolutioniert, ist aus dem molekularbiologischen und gentechnischen Laborbetrieb nicht mehr wegzudenken und ermöglicht beispielsweise die Untersuchung genetisch bedingter Erkrankungen. Das sogenannte „next generation sequencing“ – kurz NGS – ist ein „state of the art“ Verfahren zur DNA-Sequenzierung und bietet durch hochparallelen Einsatz die Möglichkeit der beschleunigten und kostengünstigen DNA-Sequenzierung. Im Rahmen des von der Medizinischen Universität Graz koordinierten EU-Projekts „Instand-NGS4P“ legen Organisationen aus zehn Partnernationen den Fokus auf die Weiterentwicklung der Gensequenzierung für deren effizienteren Einsatz in der Krebsdiagnostik für Patientinnen und Patienten. Hierbei geht es insbesondere darum, den Nutzen für Patientinnen und Patienten zu erhöhen, die Qualität zu standardisieren und den Anforderungen der neuen EU-Verordnung für Diagnostika zu entsprechen. Das Kick-off mit allen teilnehmenden Partnerinnen und Partnern findet heute an der Med Uni Graz statt.
Instand-NGS4P: Weiterentwicklung der DNA-Sequenzierung im Fokus
Instand-NGS4P ist ein mit 11 Millionen Euro von der Europäischen Kommission gefördertes vorkommerzielles Beschaffungsprojekt (Pre-Commercial Procurement – PCP), bei dem Firmen dazu aufgefordert werden nach Spezifikationen der Projektpartner Analyseprozesse zu entwickeln. Im Rahmen des Projekts verfolgen die Partnerinstitutionen unter der Koordination der Medizinischen Universität Graz das gemeinsame Ziel, standardisierte Next-Generation-Sequencing-Analyseprozesse für die Routinediagnose von häufigen und seltenen Krebserkrankungen bei Jugendlichen und Erwachsenen zu etablieren. „Neben vielen anderen führenden europäischen wissenschaftlichen Partnerinnen und Partnern ist auch die European Cancer Patient Coalition ECPC Projektpartnerin“, beschreibt Projektkoordinator Kurt Zatloukal vom Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz. Die ECPC ist Europas größte Organisation von PatientInnenvereinigungen zum Thema Krebs und repräsentiert alle Formen der Krebserkrankung und soll in dem Projekt sicherstellen, dass die entwickelten Analyseprozesse den Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten entsprechen und auch die Anlyseergebnisse für Patientinnen und Patienten verständlich kommuniziert werden.
Patientenvertretung und Wissenschaft arbeiten Hand in Hand
Im Projekt „Instand-NGS4P“ bündeln sieben führende wissenschaftliche Zentren mit großer Expertise in der Nutzung von NGS für Forschung und Diagnostik sowie europäische PatientInnenvertretungsgruppen ihre Interessen und ihr Know-how, um die Gensequenzierung gemeinsam mit der Industrie weiterzuentwickeln und in der Versorgung von Patientinnen und Patienten breiter einsetzen zu können. „Dem Projektteam ist in seiner Arbeit besonders wichtig, den Bedarf aus Sicht der Patientinnen und Patienten sowie Klinikerinnen und Kliniker zu identifizieren“, beschreibt Kurt Zatloukal. Aus diesem Grund arbeiten WissenschafterInnen und VertreterInnen von PatientInnenorganisationen im Projekt auch Hand in Hand. Um eine breite Implementierung in den Gesundheitssystemen Europas und darüber hinaus zu erreichen, ist ein Ziel, das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu verbessern und Lösungen zu entwicklen, wie hoch-innovative Technologien der neuen europäischen in vitro Diagnostika Verordnung entsprechen. Zusätzlich sind eine Reihe unterstützender Aktivitäten geplant, wie Kommunikations- und Imagekampagnen, Vorbereitung von Schulungs- und Ausbildungsmaterialien für alle Beteiligten des Gesundheitssystems. Auch der Kommunikation mit politischen EntscheidungsträgerInnen kommt im Projekt große Bedeutung zu. Das Projektkonsortium wird unter Berücksichtigung internationaler Standards gemeinsam Qualitätsbewertungssysteme implementieren und in weiterer Folge im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung jene Firmen auswählen, mit denen die NGS Analyseprozesse entwickelt werden.
Instand-NGS4P
- Start: Jänner 2020
- Laufzeit: 4,5 Jahre
- Volumen: EUR 11 Mio.
- Koordination: Medizinische Universität Graz
- Partnernationen: Österreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Großbritannien, Belgien, Dänemark, Frankreich, Slowenien, Finnland
Weitere Informationen und Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Kurt Zatloukal
Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie
Medizinische Universität Graz
Tel.: +43 316 385 71731
kurt.zatloukal@medunigraz.at