Schonende Krebserkennung bei Kindern, Schalter für Gene und Impfstoff gegen SARS-Cov-2 und Hepatitis B: Auszeichnungen für junge Forscherinnen und Forscher
Am Montag sind in Wien fünf junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre international herausragenden Arbeiten ausgezeichnet worden: Die Life Science Research Awards Austria 2022 der Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT) gingen am Pia Gattinger (MedUni Wien), Bernardo Almeida (IMP) und Peter Peneder von der St. Anna Kinderkrebsforschung. Die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Preise wurden mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft vergeben. Für ihre Dissertationen erhielten Maximilian Schneider (IMBA) und Martin Wilkovitsch (IAS der TU Wien) den Life Science PhD Award Austria.
In der Kategorie Grundlagenforschung geht der Life Science Research Award 2022 an Bernardo Almeida in der Arbeitsgruppe von Alexander Stark am IMP – Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie, Wien.
Besseres Verständnis für das Ein- und Ausschalten von Genen
In seiner in Nature Genetics veröffentlichten Arbeit beschreibt Bernardo Almeida einen lernenden Softwarealgorithmus, um die Aktivität von regulatorischen Sequenzen in den Genen vorherzusagen. Der DeepSTARR-Algorithmus erwies sich als außergewöhnlich genau in der Vorhersage. Die Erkenntnisse aus dieser Veröffentlichung und der vorgestellte Algorithmus helfen, Genregulation besser zu verstehen.
Das Verständnis der Regulation von Genen ist nach wie vor eine große Herausforderung in den Biowissenschaften. Das Einschalten und Abschalten von rund 20.000 Genen wird hauptsächlich durch DNA-Sequenzen geregelt. Dies ist wichtig, um die Effekte von genetischer Variabilität vorherzusagen, aber auch um in Zukunft künstliche regulatorische Elemente zu entwickeln, die für Biotechnologie und Gentherapie-Anwendungen gebraucht werden.
https://www.nature.com/articles/s41588-022-01048-5
Die drei Life Science Research Awards wurden vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft gesponsert. „Die Life Science Research Awards unterstützen exzellente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Forschung und Entwicklung sind zentrale Faktoren für die österreichische Wettbewerbsfähigkeit und sichern hochwertige Arbeitsplätze“, so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
Impfstoff für lange Immunität gegen SARS-CoV-2 und Hepatitis B
Pia Gattinger vom Department für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien erhielt den Life Science Research Award 2022 in der Kategorie anwendungsorientierte Forschung. Ihre Publikation “Vaccine based on folded RBD-PreS fusion protein with potential to induce sterilizing immunity to SARS-CoV-2 variants” in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Allergy beschreibt die Entwicklung eines kombinierten Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 und Hepatitis B (HBV). Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen konnte Pia Gattinger zeigen, dass dieser Impfstoff auf Basis fusionierter Bestandteile von SARS-CoV-2 und HBV zu einer langlebigen Immunität gegen SARS-CoV-2 führt. Daher könnte dieser Impfstoff auch Personen mit einem geschwächten Immunsystem vor COVID-19 schützen und so eine wichtige Rolle in der Eindämmung weiterer Ausbrüche der Pandemie spielen.
https://doi.org/10.1111/all.15305
Neue schonende Methode für Krebserkennung bei Kindern
Der 2022 zum vierten Mal vergebene Sonderpreis für wissenschaftlich herausragende Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz wurde an Peter Peneder von der St. Anna Kinderkrebsforschung verliehen. Die von ihm eingereichte Veröffentlichung “Multimodal analysis of cell-free DNA whole-genome sequencing for pediatric cancers with low mutational burden” in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature Communications beschreibt ein neuartiges Verfahren für den sensitiven Nachweis und die hochauflösende Klassifizierung von Tumoren in Kindern.
Diese Methode basiert auf der Erkennung von spezifischen molekularen Mustern in zellfreier Tumor-DNA, die im Blut von an Krebs erkrankten Jugendlichen vorkommt. Sie könnte anstelle einer chirurgischen Entnahme von Gewebeproben für die Krebsdiagnose eingesetzt werden. Die Methode ist dadurch für die jungen Patientinnen und Patienten nur minimal belastend und könnte damit den Einzug der Präzisionsmedizin in die klinische Behandlung von Kindheitskrebs beschleunigen.
https://www.nature.com/articles/s41467-021-23445-w
Dissertationspreis für Untersuchung der Hauptbestandteile von Chromosomen
In seiner Dissertation hat Maximilian Schneider die Hauptbestandteile von Chromosomen und Merkmale des Chromatins untersucht. Er fand heraus, dass die Verdichtung des Chromatinvolumens während der Mitose unabhängig von der Reorganisation der Chromatinfasern ist. Die Dissertation beantwortet nicht nur offene Fragen in diesem Gebiet der Molekularbiologie, sondern geht darüber hinaus, was durch vier herausragende Publikationen belegt wird. Neue grundlegende Erkenntnisse, die in seiner Arbeit behandelt werden, könnten ein Ansatzpunkt sein, um die Funktion von Histon-Deacetylase-Inhibitoren (HDACi) als Krebsmedikamente neu zu bewerten. „Mit dieser Arbeit hat Maximilian Schneider bemerkenswertes Wissen im Fachgebiet und ausgezeichnete Fähigkeiten im Labor unter Beweis gestellt“, urteilte die Jury.
Dissertationspreis für Markierung von Biomolekülen
Martin Wilkovitsch hat seine Arbeit mit dem Titel: „Faster, Higher, Stronger: Molecular Tools for Ultra-Efficient Bioorthogonal Chemistry“ an der Technischen Universität Wien, am Institut für Angewandte Synthesechemie durchgeführt. Sein Thema ist die Markierung von Biomolekülen durch selektive chemische Reaktion, ohne die biologischen Prozesse in einer Zelle zu stören.
In seiner Arbeit konnte er neue chemische Bausteine und Reaktionen entwickeln. Dies hat ein hohes Anwendungspotenzial in biomedizinischen Bereichen wie Diagnostik, Pretargeting oder im gezielten Wirkstofftransport. Zehn seiner Manuskripte wurden bereits in wichtigen wissenschaftlichen Journalen publiziert, darunter auch im renommierten „Nature Biotechnology“.
https://repositum.tuwien.at/handle/20.500.12708/78646
14 Jahre ÖGMBT: Tagung als Österreichs bedeutendster Life-Science-Event
ÖGMBT-Präsident Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber bei der 14. Jahresversammlung, die diesmal in Wien stattfand: „Die ÖGMBT repräsentiert 1.300 in Life Sciences tätige Personen und Studierende sowie 60 Unternehmen und Institutionen. Die Life Science Research Awards Austria zeigen auch heuer wieder eindrucksvoll das hohe internationale Niveau der Forscherinnen und Forscher in Österreich. Ich bedanke mich in Namen der ÖGMBT ganz besonders bei unseren langjährigen Unterstützern BMAW, THP Medical Products und Polymun Scientific, die diese Auszeichnungen ermöglichen.“
Rückfragehinweis:
Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie
Mag. Andrea Bauer
Interimistische Geschäftsführerin
Marxbox, Vienna BioCenter
Helmut-Qualtinger-Gasse 2,
Stiege 02, EG L.01
1030 Wien
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+43 676 3611978