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Boehringer Ingelheim beginnt klinische Phase-2-Studie

16.11.2020

Studie untersucht zielgerichtete Therapie für Patienten mit schweren Atemwegskomplikationen aufgrund von COVID-19

  • Die Studie untersucht den Wirkstoff BI 764198 bei Krankenhauspatienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion und schweren Atemwegskomplikationen, für die derzeit nur sehr begrenzte medizinische Behandlungsoptionen verfügbar sind.
  • Von der neuen Therapieoption könnten COVID-19-Patienten auf der Intensivstation profitieren, die unter einem akuten Atemnotsyndrom leiden, (1) was den Bedarf für künstliche Beatmung reduzieren und Leben retten könnte.
  • Der Start dieser Phase-2-Studie ist Teil der Initiativen von Boehringer Ingelheim, die die Entdeckung und Entwicklung dringend benötigter Medikamente für COVID-19-Patienten beschleunigen soll.

Boehringer Ingelheim hat den Start einer klinischen Phase-2-Studie zu BI 764198 bekanntgegeben, einem Inhibitor des Rezeptor-Potential-Kationenkanals 6 (TRPC6). Bei dem Wirkstoff handelt es sich um eine potentielle zielgerichtete Therapie zur Senkung des Risikos bzw. Schweregrads akuter Atemwegskomplikationen bei Krankenhauspatienten mit COVID-19. Ziel der Behandlung mit BI 764198 ist es, den Bedarf an künstlicher Beatmung zu senken, die Genesungsrate der Patienten zu verbessern und Leben zu retten. Boehringer Ingelheim engagiert sich in der Bekämpfung von COVID-19 und bringt dabei sein Know-how sowie seine Ressourcen zur Entwicklung neuer Therapieoptionen für Patienten ein, die an schwerwiegenden Komplikationen leiden, die durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelösten werden.

„COVID-19 kann bei Patienten zu ernstzunehmenden Lungenproblemen wie einer Pneumonie und in schweren Fällen zu einem akuten Atemnotsyndrom (acute respiratory distress syndrome - ARDS) oder sogar zu einem Lungenversagen führen“, so Dr. Lorraine B. Ware, Inhaberin der Ralph und Lulu Owen-Stiftungsprofessur und Professorin für Medizin sowie Pathologie, Mikrobiologie und Immunologie an der Vanderbilt University, Tennessee (USA). „Patienten, die sich aufgrund eines akuten Atemnotsyndroms in Verbindung mit COVID-19 im Krankenhaus befinden, können häufig nicht eigenständig atmen und sind unter Umständen auf Beatmungsgeräte angewiesen, damit ihr Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Wir hoffen natürlich, dass künftige Impfstoffe zu einer Senkung der Fallzahlen von COVID-19-Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf beitragen werden – trotzdem gilt es, auf den ungedeckten Bedarf im Umgang mit Atemwegskomplikationen bei Patienten zu reagieren und dem medizinischem Fachpersonal eine wirksame Alternative zu Beatmungsgeräten zu bieten, die die Behandlungslast in Krankenhäusern möglicherweise reduzieren kann.“

Circa 15% aller SARS-CoV-2-Patienten weisen einen schweren Krankheitsverlauf auf und bis zu 30% der schwer erkrankten Patienten müssen potentiell intensivmedizinisch versorgt werden. Bei 67 bis 85% der Patienten auf Intensivstationen kommt es zu einem akuten Atemnotsyndrom, einer potenziell tödlichen Komplikation bei einem schweren COVID-19-Verlauf. (1) Behandlungsoptionen wie BI 764198 werden dringend benötigt, um schwere Atemnot zu reduzieren, Leben zu retten und nicht zuletzt auch die drastischen Auswirkungen des Virus auf die Gesundheitssysteme zu mildern.

„Diese Therapie könnte die erste potenzielle Behandlungsoption bei einem Atemnotsyndrom in Verbindung mit COVID-19 darstellen und dazu beitragen, eine große Lücke im Behandlungsschema von COVID-19-Patienten zu schließen. Wir haben die Pathologie von COVID-19 im Laufe dieses Jahres genauestens analysiert und mit BI 764198 einen potenziellen neuartigen Ansatz gefunden, um schwerwiegende Krankheitsverläufe zu mildern und sehen uns in der Pflicht, diesen neuen Ansatz in der Klinik zu prüfen“, erklärt Dr. Mehdi Shahidi, Corporate Senior Vice President Medicine und Chief Medical Officer bei Boehringer Ingelheim. „Wir hoffen, dass wir damit einen wichtigen Fortschritt bieten können und behandelnden Ärzten ein neues Instrument an die Hand geben, das die Aussichten für ihre COVID-19-Patienten mit Atemwegskomplikationen in Krankenhäusern verbessert.“

Als forschungsorientiertes Unternehmen ist Boehringer Ingelheim Teil der weltweiten Anstrengungen zur Bekämpfung von COVID-19. Das Unternehmen hat in seinen Kompetenzfeldern eine Reihe von Aktivitäten in Gang gesetzt, um Lösungen für die Pandemie zu finden, und arbeitet dabei eng mit Experten aus der akademischen Forschung, internationalen Institutionen sowie weiteren Akteuren aus der Pharmaindustrie zusammen.

Boehringer Ingelheim beteiligt sich derzeit an einer breiten Palette von Initiativen, deren Ziel es ist, die Krankheit zu bekämpfen und Patientenleben zu retten. Dies umfasst unter anderem die Erforschung und Entwicklung von SARS-CoV-2-Antikörpern, die das Virus neutralisieren können, und von Kleinmolekülen zur Hemmung seiner Vermehrung sowie die Entwicklung einer Behandlung zur Vorbeugung von Mikrokoagulation (Blutgerinnsel). Boehringer Ingelheim unterstützt außerdem aktiv die Initiative der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung zur Sicherung eines globalen gleichberechtigten Zugangs zu Therapien und Impfstoffen sowie globale Entwicklungsinitiativen wie den COVID-19 Therapeutics Accelerator (CTA) und das Covid Accelerate Research in Europe (CARE) Konsortium.

Die Studie

Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Phase-2-Studie untersucht BI 764198 bei Patienten, die aufgrund von COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden. Im Rahmen der Studie wird den Probanden bis zu vier Wochen lang täglich eine Kapsel verabreicht. Der primäre Endpunkt ist der Anteil von Patienten, die an Tag 29 der Behandlung am Leben sind und keine künstliche Beatmung benötigen. Weitere Endpunkte sind die Verbesserung des klinischen Symptombilds, die Sauerstoffsättigung und die Notwendigkeit einer Verlegung auf die Intensivstation. Bei im Krankenhaus behandelten COVID-19-Patienten liegt aufgrund der Atemwegsschädigung eine Erhöhung der reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) vor. ROS aktivieren nachweislich TRPC6, was eine Reihe von Zellschäden nach sich ziehen kann, die wiederum zu einer Störung der zellulären Barrierefunktion, Hyperpermeabilität, Ödemen und letztlich einem akuten Atemnotsyndrom (acute respiratory distress syndrome - ARDS) führen können. Die Behandlung mit BI 764198 bei Lungenschädigung im Tiermodell hat eine Minderung von Lungenschäden und Lungenödemen belegt. Bei Patienten mit einer schweren SARS-CoV-2-Infektion könnte die Behandlung mit BI 764198 einen ähnlichen Nutzen bewirken. BI 764198 wurde in einer Phase-1-Studie mit gesunden Erwachsenen (NCT03854552) gut toleriert.

Die Studienrekrutierung zu BI 764198 soll im Oktober 2020 beginnen und die Studie wird an circa 40 Studienstandorten in acht Ländern durchgeführt. Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04604184?cond=COVID&spons=Boehringer&draw=2&rank=1

Referenzen:
1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC). „Interim Clinical Guidance for Management of Patients with Confirmed Coronavirus Disease (COVID-19).“ Abgerufen auf: https://www.cdc.gov/coronavirus/2019-ncov/hcp/clinical-guidance-management-patients.html. Abgerufen am 19. April 2020.

Boehringer Ingelheim

Die Entwicklung neuer und besserer Medikamente für Menschen und Tiere ist das, was unsere Arbeit ausmacht. Unser Auftrag ist es, bahnbrechende Therapien zu entwickeln, die Leben verändern. Seit der Gründung im Jahr 1885 ist Boehringer Ingelheim unabhängig und in Familienbesitz. Dadurch sind wir frei, unsere langfristige Vision zu verfolgen: die gesundheitlichen Herausforderungen der Zukunft zu identifizieren und dort tätig zu werden, wo wir am meisten erreichen können.

In unserem weltweit führenden, forschungsgetriebenen Unternehmen schaffen täglich über 51.000 Mitarbeitende Werte durch Innovation in unseren drei Geschäftsbereichen: Humanpharma, Tiergesundheit und Biopharmazeutische Auftragsproduktion. Im Jahr 2019 erzielte Boehringer Ingelheim Umsatzerlöse von 19 Milliarden Euro. Unsere umfassenden Investitionen von knapp 3,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung wirken als Innovationstreiber und ermöglichen die nächste Generation von Medikamenten, die Leben retten und Lebensqualität verbessern.

Wir können mehr wissenschaftliche Chancen nutzen, indem wir auf die Kraft von Partnerschaften und die Vielfalt der Expertinnen und Experten in den Life Sciences setzen. Durch Zusammenarbeit können wir den nächsten medizinischen Durchbruch schneller erreichen, der das Leben heutiger und zukünftiger Patienten verändern wird.

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