Die Zukunft der Nuklearmedizin liegt in der Theranostik
Die OGNMB (Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung) präsentiert sich nunmehr mit einem neuen Namen: Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Theranostik (OGNT)
Wien/Linz 14-02-2023 »Wir haben den neuen Namen bewusst gewählt, weil im Begriff Theranostik die Kombination aus Therapie und Diagnostik steckt. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel, Vorstand des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie am Kepler Universitätsklinikum Linz, erklärt als neuer Präsident der OGNT diese Entwicklung zur aktuellen Namensfindung. »Theranostik kommt bei onkologischen Erkrankungen zum Einsatz – das Konzept ist einfach: Die Krebszellen werden zielgerichtet durch radioaktive Strahlen bekämpft. Das krankhafte Gewebe, das vorher durch nuklearmedizinische Bildgebung (hauptsächlich PET-CT mit unterschiedlichen PET-Tracern) sichtbar gemacht wurde, kann anschließend auf diese Art und Weise zielgerichtet therapiert werden. ist. Das unterscheidet die sogenannte Radionuklidtherapie, von einer klassischen Strahlentherapie, bei der die Strahlung erst von außen das gesunde Gewebe durchdringen muss, um die Tumorzellen zu erreichen, somit ist diese Therapie unspezifisch. Die Radionuklidtherapie wird direkt wie in einem Schlüssel-Schloss-Prinzip an die Tumorzellen gebracht und verschont damit großteils das umliegende, gesunde Gewebe.«
Was wir bildlich darstellen können, können wir therapieren
Bereits vor mehr als 80 Jahren wurde mit der Radiojod-Therapie zur Behandlung von gutartigen Schilddrüsenkrankheiten („Heiße“ Knoten, Morbus Basedow) und Schilddrüsenkarzinomen eine erste zielgerichtete Therapie erfolgreich eingesetzt und damit auch der Grundstein für das klinische Fach „Nuklearmedizin“ gelegt. Im Anschluss an die Schilddrüsenoperation sichert die Radiojodtherapie mit Jod 131 bei hochdifferenzierten Schilddrüsenkarzinomen eine hohe 5-Jahres-Überlebensrate von über 95%. Neben der Therapie mit Jod 131 kann dieses Isotop wie auch andere Jodisotope (Jod 123, Jod 124) zur nuklearmedizinischen Bildgebung verwendet werden. Wie Präsident-elect Univ.-Prof. Dr. Siroos Mirzaei, MBA, Vorstand des Instituts für Nuklearmedizin Klinik Ottakring und Klinik Hietzing in Wien erklärt, kann mittels nuklearmedizinischer Bildgebung (PET-CT, SPECT) bei kurzer Aufnahmezeit der ganze Körper ohne Zunahme der Strahlenbelastung dargestellt werden. Durch spezifische PET- und SPECT-Tracer kann die Tumorausbreitung bildlich sichtbar und anschließend gezielt durch Radionuklidtherapie – wie oben erwähnt – therapiert werden. Der Therapieerfolg wird in nachfolgenden PET-CT oder SPECT-CT Untersuchungen evaluiert und kann somit bei gutem Ansprechen bei Bedarf erneut durchgeführt werden.
Theranostische Methoden beim Prostatakrebs / Innovationen in der Nuklearmedizin
Den Durchbruch der Theranostik fand die Nuklearmedizin beim zweithäufigsten bösartigen Tumor des Mannes: dem Prostatakarzinom:
»Besonders hervorzuheben ist die sogenannte PSMA-gerichtete Radionuklidtherapie gegen Prostatakrebs. PSMA steht für Prostata-spezifisches Membran-Antigen, ein Eiweiß, das fast ausschließlich auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen vorkommt.«, erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Mitterhauser, der im Vorstand der OGNT die naturwissenschaftlichen Fächer vertritt und Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts for Applied Diagnostics ist.
Auf Basis der PET-CT Bildgebung konnten maßgeschneiderte Therapiekonzepte durch die Anwendung von radioaktiven Stoffen zur Krebsbehandlung, wie z.B. 177Lu-PSMA beim Prostatakarzinom, entwickelt werden. Die Forschung wird vorangetrieben, damit auch andere Tumorentitäten mittels nuklearmedizinischer Bildgebung detektiert und somit auch gezielt mit Radionuklidtherapie behandelt werden können.«, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Christian Pirich,Vorstand der Klink für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Salzburg und Vorstandsmitglied der OGNT.
Die Untersuchungszahlen für PET-CT sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und werden in den nächsten Jahren weiter zunehmen, weshalb die Zukunft in der KI (künstliche Intelligenz) liegt, was die nuklearmedizinische Befundung beschleunigen und damit mehr Untersuchungskapazitäten ermöglichen wird, so Dr. Charlotte Sonneck-Koenne, vormals am Institut für Nuklearmedizin Klinik Ottakring, seit 2014 am Institut MED 22, Sekretär und Finanzreferentin der OGNT.
Gemeinsam mit Kolleg:innen den ärztlichen Nachwuchs fördern
»Der ärztliche Nachwuchs muss aufgebaut, gefördert und gut ins Team der OGNT integriert werden. Jungen Nuklearmediziner:innen soll der Zugang zu Fort- und Weiterbildung beim Präkongress im Rahmen des jährlichen Kongresses gratis zugänglich gemacht werden. Der Jahreskongress ist neben dem ausgezeichneten wissenschaftlichen Programm immer auch ein Ort des interdisziplinären Austauschs und des Networking.«, so Prof. Dr. Alexander Haug, neuer Verantwortlicher für den Ausschuss Kongress der OGNT.
Einer Initiative zur Schaffung von Kassenarztstellen im niedergelassenen Bereich hat sich Univ.-Doz. Dr. Alexander Becherer, Vorstand der Nuklearmedizin am Landeskrankenhaus Feldkirch, angenommen. Als Bundesfachgruppenobmann macht er sich besonders für nuklearmedizinische Leistungen im niedergelassenen Bereich stark. Aktuell sind, bis auf wenige Ausnahmen, die Leistungen vom Katalog der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) für nuklearmedizinische Ordinationen und zum Teil auch für nuklearmedizinische Institute in Österreich ausgeschlossen.
Die AG Öffentlichkeitsarbeit, deren deklariertes Ziel ist, die Medien mit Informationen über die Einsatzmöglichkeiten, Diagnoseverfahren und Therapien im Bereich Nuklearmedizin zu versorgen, wird von a.o. Univ.-Prof. Dr. Rainer W. Lipp, Onkologe an der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz und ärztlicher Leiter sowie Geschäftsführer des Diagnostikum Nuklearmedizin Graz, geleitet.
Infos und Fotos zu den genannten Expert:innen finden Sie unter https://www.ognmb.at/die-ognmb/vorstand/
Rückfragen & Kontakt:
Dr. Britta Fischill
Fischill PR
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