Europäische Impfwoche: Lebenslanges Impfen zahlt sich aus
Impfungen retten Leben, sparen dem Gesundheitssystem Geld und sind gut fürs Gemeinwohl. Diese Feststellung bezieht sich mittlerweile nicht mehr nur auf Kinder, sondern auf die gesamte Bevölkerung. Damit Impfungen ihren maximalen Effekt erzielen können, sollte jede Bevölkerungsgruppe, von den Säuglingen bis zu den Hochbetagten, entsprechend der jeweiligen Lebensphase entsprechend des Impfplans geimpft sein. Expert:innen sprechen daher von der Notwendigkeit der sogenannten Life-Course Immunization (LCI), also dem lebenslangen Impfen.
Seit der Einführung von Impfprogrammen, durch die Säuglinge und Kleinkinder gegen viele Infektionskrankheiten geimpft werden können, ist die Kindersterblichkeit signifikant gesunken. Die Pocken wurden in den 1970er Jahren ausgerottet und auch Polio (Kinderlähmung) spielt in Europa und in vielen Teilen der Welt kaum noch eine Rolle. Die Vorteile der Kinderimpfungen liegen somit klar auf der Hand.
Ein guter Impfschutz fängt mittlerweile aber schon früher an. Gegen manche Krankheiten kann die werdende Mutter – zumindest für einige Monate – schon während der Schwangerschaft für einen gewissen Schutz des Ungeborenen beziehungsweise des neugeborenen Kindes sorgen, sofern sie sich entsprechend der Impfempfehlungen für Schwangere impfen lässt. Aber auch die werdende Mutter, die während der Schwangerschaft ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bestimmter Krankheiten hat, kann in der Schwangerschaft durch Impfungen zB gegen Influenza oder Pertussis (Keuchhusten) geschützt werden.
Selbst in der Jungend gibt es spezielle Impfungen, die in diesem Alter besonders wichtig sind. So kann man mit der HPV-Impfung einen wichtigen Beitrag zur Prävention gegen Krebs setzen. Zusätzlich ermöglichen Impfungen gegen verschiedene Stämme der Meningokokken, das Risiko einer potenziell gefährlichen Infektionskrankheit zu minimieren. Eine klare Übersicht zu den relevanten Impfungen im Jugendalter gibt dazu der Österreichische Impfplan.
Immunsystem lässt mit dem Alter nach
„Besonders relevant wird der Impfschutz im Alter“, erläutert Doz.in Dr.in Ursula Hollenstein, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologin, „da es im Laufe der Jahre zu einer langsamen Verschlechterung der Immunsystems kommt. Diese Veränderungen betreffen sowohl die angeborene als auch die erworbene Immunabwehr. Man spricht in diesem Zusammenhang von Immunseneszenz.“ Eine Folge davon sei die Zunahme der infektionsbedingten Krankheitsfälle und der Sterblichkeit bei älteren Patient:innen.
Impfschutz häufiger auffrischen
Ältere Personen sprechen außerdem auf Impfungen weniger gut an. „Aus diesem Wissen kann man zwei Schlüsse ziehen“, betont Hollenstein. „Einerseits ist es wichtig, schon in jüngeren Jahren immer alle Impfungen auf dem letzten Stand zu halten und regelmäßig aufzufrischen, weil auf diese Art und Weise schon Antikörper vorhanden sind, bevor das Immunsystem nachlässt. Andererseits sollte man ab dem Alter von etwa 60 Jahren die meisten Impfungen häufiger auffrischen.“
Manche Impfungen sind außerdem erst ab einem bestimmten Alter empfohlen, da bestimmte Erkrankungen häufiger auftreten, besonders schwer verlaufen oder schwere Komplikationen mit sich bringen können. Dazu gehören beispielsweise Impfungen gegen die durch Pneumokokken verursachte bakterielle Lungenentzündung oder gegen Gürtelrose (Herpes Zoster).[4]
Personen mit chronischen Erkrankungen müssen immer geschützt werden
„Anders ist es bei Personen, die an chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen leiden oder auch bei immunsupprimierten Personen“, erläutert Hollenstein. Betroffene sollten unabhängig vom Alter mit den entsprechenden Impfungen vor Infektionskrankheiten geschützt werden, da beispielsweise eine Influenza- oder eine Pneumokokken-Infektion bei diesen Personen nicht nur schwer verlaufen, sondern auch die bestehende Grunderkrankung verschlechtern könne.
Mehr als Individualschutz
Hohe Durchimpfungsraten in den entsprechenden Bevölkerungsgruppen bringen aber nicht nur Vorteile für den Einzelnen, sondern helfen, einen sogenannten Gemeinschaftsschutz aufzubauen. Wenn sich beispielsweise mehr als 95 Prozent der Bevölkerung gegen Masern impfen lassen oder immun sind, sind auch jene geschützt, die nicht geimpft werden können oder deren Immunsystem keine ausreichende Abwehr aufbauen kann.2
Lebenslanges Impfen hilft außerdem, Kosten zu sparen. Eine Analyse aus den Niederlanden hat gezeigt, dass die indirekten Vorteile von Impfungen wie niedrigere Sterblichkeit, gewonnene Arbeitstage und eingesparte Kosten im Gesundheitssystem bei Personen über 50 Jahre die Kosten für die Impfung um ein Vierfaches übersteigen.2 Auch Daten aus Österreich zeigen, dass Impfungen gegen Influenza[5], Pneumokokken, HPV oder COVID-19 dem Gesundheitssystem und der Gesellschaft wesentlich mehr bringen als sie kosten.
Ein wesentlicher Punkt ist allerdings, dass Impfstoffe nur dann ihre Wirkung entfalten können, wenn sie auch angewendet – also verimpft – werden. Impfen schützt und Impfen nützt, für den Einzelnen und die Gesellschaft. Der positive Effekt von Impfungen auf die Gesundheit ebenso wie auf die Kostenersparnisse könnte in Zukunft sogar noch steigen, da beinahe die Hälfte der derzeit in Entwicklung der impfstoffherstellenden Firmen befindlichen Impfstoffe, Infektionen betreffen, gegen die es derzeit noch keine Impfstoffe gibt. Der Fokus der Impfstoffentwicklung liegt derzeit mehrheitlich auf Erwachsenen-Impfstoffe.
Rückfragehinweis
Für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller
FINE FACTS Health Communication GmbH
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
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