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FCIO: Chemische Industrie: EU-Erhebung zeigt Abwärtstrend in der Pharmaindustrie

13.11.2024

USA bei Forschung und Entwicklung unangefochten auf Platz eins, Europa fällt hinter China zurück

„Pharmafirmen versorgen die Bevölkerung mit lebenswichtigen Arzneimitteln. Dafür brauchen die Unternehmen stabile und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen: Faire Preise, eine Stärkung der Anreize für Forschung und Entwicklung sowie den Abbau nicht nötiger Bürokratie - doch leider passiert gerade das Gegenteil“, Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO)

Trotz guter Wachstumszahlen verliert die pharmazeutische Industrie in der EU international immer mehr an Boden. Das zeigen aktuelle Zahlen, die im Auftrag des Verbands der europäischen Pharmaindustrie, EFPIA, erhoben worden sind. Lagen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Europa 2014 mit 30 Milliarden Euro noch ungefähr gleichauf mit den USA, sind die Vereinigten Staaten seitdem deutlich davongezogen. 2022 investierten US-amerikanische Unternehmen 71,5 Milliarden Euro in F&E im Vergleich zu 46,2 Milliarden im EU-Raum im selben Jahr.

Aber auch China hat Europa in einem wichtigen Bereich mittlerweile überholt. Bei der Entwicklung von Medikamenten mit neuen Wirkstoffenlagen chinesische Unternehmen, bei einem Viertel der Investitionsausgaben, bereits 2022 gleichauf mit dem EU-Raum und sind mittlerweile auf der Überholspur. Dass die Pharmaindustrie immer weniger mit globalen Spitzenreitern mithalten kann, liegt einerseits daran, dass in anderen Weltregionen der pharmazeutischen Forschung mehr Bedeutung zugemessen wird - während in Europa aktuell über die Rücknahme von Innovationsanreizen diskutiert wird. Andererseits an regulatorischen Hemmnissen, die zu Verzögerungen bei der Markteinführung neuer Arzneimittel führen bis hin zu unverhältnismäßigen finanziellen Belastungen der Branche. Aktuellstes Beispiel ist die Überarbeitung der kommunalen Abwasserrichtlinie in der EU, die Milliardenkosten für die Pharmaindustrie verursachen und die Medikamentenversorgung gefährden wird, wenn es nicht rechtzeitig zu einem Umdenken kommt. „Pharmafirmen versorgen die Bevölkerung mit lebenswichtigen Arzneimitteln. Dafür brauchen die Unternehmen stabile und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen: Faire Preise, eine Stärkung der Anreize für Forschung und Entwicklung sowie den Abbau nicht nötiger Bürokratie - doch leider passiert gerade das Gegenteil“, so Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) mit Blick auf restriktive Erstattungsregelungen in Österreich und die aktuellen Verhandlungen zum EU-Pharmapaket.

Pharmaindustrie erwirtschaftet zwei Prozent der Bruttowertschöpfung in Europa

Auch wenn die Arzneimittelbranche in Europa langsam hinter die globale Konkurrenz zurückfällt, ist sie weiterhin ein wichtiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Faktor. 2022 trug die Erforschung und Herstellung von Arzneimitteln 311 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung der EU-27 bei. Das entspricht zwei Prozent der Bruttowertschöpfung der Union. Auch die Anzahl der Beschäftigten im Pharmabereich hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. 2022 waren in Europa 2,3 Millionen Menschen direkt oder indirekt in der Pharmabranche tätig und erzielten eine Bruttowertschöpfung von 197.000 Euro pro Arbeitnehmer. Das entspricht etwa dem dreifachen Wert der durchschnittlichen Pro-Kopf-Leistung in der Gesamtwirtschaft. In Österreich liegt die direkte Wertschöpfung der Pharmaindustrie bei 4,8 Milliarden Euro. Die Beschäftigung ist in Österreich seit 2016 um jährlich 5,2 Prozent auf mehr als 18.000 gestiegen. In Forschung und Entwicklung werden hierzulande ca. 300 Millionen Euro jedes Jahr investiert. „Sowohl wirtschaftlich als auch für die Gesundheit der Bevölkerung ist die Pharmaindustrie ein Gewinn für die Österreich und die EU. Der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit in einer Zukunfts- und Wachstumsbranche ist daher mittel- und längerfristig problematisch. Um diesen Trend zu stoppen, müssen den zahlreichen Bekenntnissen der Politik zum Pharmastandort Europa nun endlich die entsprechenden Maßnahmen folgen“, so Hofinger.

Über den FCIO:

Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in Österreich. Die etwa 240 Mitgliedsunternehmen produzieren in unterschiedlichen Sektoren z.B. Pharmazeutika, Kunststoffe und Kunststoffwaren, Fasern, Lacke, Düngemittel oder auch organische und anorganische Chemikalien. Die knapp 50.000 Beschäftigten der Branche stellten 2023 Waren im Wert von über 18,5 Milliarden Euro her. Der FCIO setzt sich für einen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen und attraktiven Chemiestandort Österreich mit einem forschungs- und technologiefreundlichen Umfeld ein, in dem die chemische Industrie mit ihrer Innovationskraft Lösungen für die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln und liefern kann. www.fcio.at

Rückfragen & Kontakt

Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO)
Mag. Andreas Besenböck, MA
Telefon: +43 5 90900-3372
E-Mail: besenboeck@fcio.at
Website: https://www.fcio.at