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Gesundheitsministerium und PHAGO vereinbaren Wirkstofflager für die Wintersaison

02.11.2023

Wichtige Wirkstoffe soll Medikamentenmangel bei Bedarf abfedern - Unterstützungsbeitrag für niedrigpreisige Medikamente

Um die Versorgung mit Medikamenten für die Wintersaison zu sichern, hat sich das Gesundheitsministerium mit dem Pharmagroßhandel auf die Beschaffung wichtiger Wirkstoffe geeinigt. Damit können die österreichischen Apotheken bei Bedarfsspitzen rasch wichtige Medikamente selbst zubereiten. Für die Lieferung besonders günstiger Medikamenten erhält der Großhandel vom Bund einen Beitrag von 0,28 Euro pro Packung. Ergänzend hat die EU-Kommission einen Mechanismus zum Austausch von Medikamenten zwischen Mitgliedstaaten präsentiert. “Mit dem Bündel an Maßnahmen sind wir bestmöglich gegen Engpässe gerüstet”, ist Gesundheitsminister Johannes Rauch überzeugt. ***

Lieferengpässe bei Medikamenten führten im vergangenen Winter in ganz Europa zu einer angespannten Versorgungssituation. Auch aktuell sind bestimmte Präparate nur eingeschränkt verfügbar. Um für diesen Winter bestmöglich gerüstet zu sein, hat sich das Gesundheitsministerium mit dem Verband der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (PHAGO) auf die Schaffung eines Wirkstofflagers geeinigt.

Das Lager umfasst die nötigen Zutaten für gängige Antibiotika und für Medikamente gegen Erkältungssymptome. In Phasen mit hohem Bedarf können diese von Apotheken zur Herstellung magistraler Zubereitungen abgerufen werden. Gerade in der letzten Wintersaison konnten durch Herstellung von Antibiotika und Erkältungsmedikamenten in Apotheken vor allem junge Patient:innen mit den benötigten Medikamenten versorgt werden.

“Der anhaltende Medikamentenmangel hat viele Ursachen, die sich nur langfristig wirklich lösen lassen. Damit wir Patientinnen und Patienten auch in diesem Winter bei Bedarfsspitzen mit den notwendigen Medikamenten versorgen können, schaffen wir nun ein Lager mit wichtigen Wirkstoffen. Ich bin sehr froh, dass wir zusammen mit der PHAGO dafür eine gute Lösung gefunden haben”, erklärt Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Als “für diesen Winter nicht zweckmäßig” habe sich die ursprünglich geplante Aufstockung der Vorräte von Medikamenten herausgestellt: “Die Bestellung von Medikamenten hat teils lange Vorlaufzeiten. Zudem hätten nationale Lager die europaweite Knappheit noch verschärft”, betont Rauch. Stattdessen werde der europäische Solidaritätsmechanismus “bei Bedarf helfen, die Medikamentenversorgung zu sichern”.

Verantwortlich für die Beschaffung und Lagerung der Wirkstoffe, Hilfsstoffe und Packmittel ist der Pharmagroßhandel, der die Produkte bei Bedarf sofort an die Apotheken zur Weiterverarbeitung ausliefert. Zusätzlich stellt der Großhandel dem Gesundheitsministerium und dem Dachverband der Sozialversicherungsträger kontinuierlich vertiefte Informationen zu den aktuellen Lagerbeständen und möglichen Engpässen bereit.

„Lieferengpässe bleiben eine große Herausforderung im Gesundheitsbereich. Deshalb stellen wir zur Sicherung der Versorgung unser Knowhow, unsere Kapazitäten und die Daten über den in unseren Lagern befindlichen österreichischen Arzneimittelvorrat zur Verfügung. Bei Lieferausfällen werden die Wirkstoffe von 23 Standorten in ganz Österreich an die Apotheken verteilt, damit die Bevölkerung, aber insbesondere auch kranke Kinder versorgt werden können“, erklärt Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (PHAGO).

Infrastruktursicherungsbeitrag unterstützt den Vertrieb

Zusätzlich zum Krisenlager wurde ein sogenannter Infrastruktursicherungsbeitrag für Medikamente mit einem Preis unter 3,93 Euro vereinbart. Der Bund wird dem Pharmagroßhandel damit einen Teil jener Mehrkosten abgelten, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Ein entsprechendes Gesetz soll dem Parlament vorgelegt werden und rückwirkend ab 1. September 2023 gelten. Die Kostenschätzungen liegen bei 23 Millionen Euro. Gesundheitsminister Rauch: “Der Bedarf für solche Medikamente ist bei älteren Menschen mit teils niedrigen Pensionen besonders hoch. Mit dieser Lösung vermeiden wir Preissteigerungen im besonders sensiblen Bereich der Gesundheit.”

Medikamentenmangel langfristig nur auf EU-Ebene lösbar

Nachhaltig lösbar sind die Probleme aufgrund des Umfangs und der Komplexität der Lieferketten nur auf europäischer Ebene. Dazu hat die Europäische Kommission bereits im Mai einen Vorschlag zur Aktualisierung der europäischen Arzneimittelgesetzgebung veröffentlicht. Zusätzlich schlug die EU-Kommission vergangene Woche einen Solidaritätsmechanismus vor. Die Mitgliedstaaten sollen Medikamente bei Engpässen untereinander austauschen. Auch im vergangenen Winter waren Medikamente in den Mitgliedsstaaten teilweise sehr unterschiedlich verfügbar.

Rückfragen & Kontakt:

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