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Pharmaforschung braucht Eigentumsrechte

04.02.2020

WHO Beratungen zu Eigentumsrechten im medizinischen Sektor

Wien (OTS) - Vom 3. bis 8. Februar trifft der Vorstand der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf zusammen, auch um über den Zugang zu medizinischen Mitteln zu beraten. Doch die Entscheidungen, die dort getroffen werden, könnten höchstproblematische Folgen haben. Denn der WHO-Vorstand, dem in diesem Jahr auch Österreich angehört, plant die Rechte am geistigen Eigentum im medizinischen Sektor zu schwächen, um damit den Zugang zu Medikamenten zu verbessern. Nach Ansicht des Austrian Economics Center (AEC) muss Österreich als Vorstandsmitglied sowie die WHO allgemein solche Vorhaben überdenken.

Eine Schwächung von intellektuellen Eigentumsrechten würde wenig am Zugang zu medizinischer Versorgung ändern, jedoch den Anreiz für Unternehmer und somit Innovation schwächen. Stattdessen würden laut AEC-Direktorin Dr. Barbara Kolm andere Wege wirksamer sein - und Innovation ankurbeln. „Es ist wichtig, die Transparenz zu erhöhen, den Wettbewerb zu fördern und Handelsabkommen zu treffen, die geistiges Eigentum über Grenzen hinweg besser schützen“, sagt Kolm.

Die Verfügbarkeit von Medikamenten ist weltweit ein Problem, so auch hierzulande. In Österreich sind 30 Prozent der neuen Heilmittel für Krebs - einem Gebiet, in dem laufend große wissenschaftliche Fortschritte gemacht werden - nicht für Patienten verfügbar. Ähnlich verhält es sich in anderen Ländern: In Frankreich ist nur die Hälfte der international verfügbaren Behandlungen zugänglich, in Australien knapp ein Drittel. In den USA sieht das beispielsweise ganz anders:
Dort sind 90 Prozent der weltweit bekannten Verfahren verfügbar.

Viele Entscheidungsträger haben deshalb versucht, das Problem entweder durch eine Schwächung von Eigentumsrechten oder durch die Einführung von „Internationalen Richtpreisen“ zu lösen. Das Richtpreissystem würde Preiskontrollen auf Medikamente auf der Basis internationaler Preise einführen. Das würde jedoch dazu führen, dass die Entwicklung von neuen Methoden weniger profitabel wird. Das Marktpreissystem würde ausgesetzt und so käme es zu starken Verzerrungen im Markt. Das kann dem Zugang zu neuen medizinischen Methoden wahrlich nicht helfen - es würde einfach weniger Innovationen geben.

Die Beratungen der WHO bzw. des Executive Board gehen aber genau diesen Weg, die Rechte auf geistiges Eigentum zu schwächen. Wenn es zu den erwarteten Beschlüssen kommt, werden Unternehmen und Innovatoren weniger Anreize haben, in Forschung zu investieren, weil die Wahrscheinlichkeit, dass aus den Forschungsergebnissen Gewinn entsteht, deutlich sinkt. Eine ohnehin risikointensive Industrie verliert weiter an Attraktivität.

Statt Eigentum zu schwächen und neue Marktbarrieren einzuführen muss die Antwort heißen, tatsächlich Eigentumsrechte zu stärken und Barrieren abzubauen - und es so einfacher zu machen, dass Patienten überall auf der Welt von neuen medizinischen Methoden und Medikamenten Nutzen ziehen können.

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Austrian Economics Center
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