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Pilzforschungszentrum an der Med Uni Graz international ausgezeichnet

05.06.2019

Diagnose und Therapie von Pilzerkrankungen im Visier der Wissenschaft

Pilzinfektionen sind weltweit auf dem Vormarsch und treten in vielen verschiedenen, teils lebensbedrohlichen, Formen auf. Grundpfeiler für eine erfolgreiche Behandlung von solchen Infektionen stellen Diagnose und eine zielgerichtete, rasche Therapie dar. Als eines von weltweit nur acht Zentren, wurde eine interdisziplinäre Kooperation von vier Einrichtungen der Medizinischen Universität Graz nun das höchst mögliche Zertifikat (Diamond Certificate) der European Confederation of Medical Mycology (ECMM) zuerkannt, womit die Expertise in Forschung, Diagnostik und Therapie von Pilzerkrankungen an der Med Uni Graz hochrangig ausgezeichnet wurde. Neue Diagnosemöglichkeiten und personalisierte Therapieoptionen sind das Ziel der Grazer Wissenschafterinnen und Wissenschafter.

Pilzerkrankungen: Immunschwache Personen besonders gefährdet

Groß ist die Zahl der Pilzerkrankungen, wobei von den rund 100.000 bekannten Pilzarten nur einige hundert aus medizinischer Sicht für den Menschen von Bedeutung sind. Pilze im Körper zu haben ist aber noch keine Krankheit. Hefepilze zum Beispiel gehören, wenn auch in geringer Anzahl, zur normalen Keimflora des Körpers. „Pilzerkrankungen können oberflächlich (Haut, Nägel und Schleimhäute) oder systemisch (in den inneren Organen) auftreten. Pilzinfektionen treten vor allem bei Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem – wie beispielsweise bei Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation, nach chirurgischen Eingriffen oder bei Therapien bösartiger Erkrankungen auf“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Robert Krause, Leiter der Sektion Infektiologie und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Graz. Neben eher harmlosen Erkrankungen, wie Nagelpilz, können Pilzerkrankungen auch lebensbedrohliche Formen annehmen, die mit einer hohen Sterblichkeit einhergehen. Daher kommt der Forschung in diesem Bereich und daraus abgeleitet einer exzellenten Diagnostik und Therapie große Bedeutung zu.

ECMM: Interdisziplinäre Forschung an der Med Uni Graz ausgezeichnet

Die European Confederation of Medical Mycology (ECMM) ist weltweit die bedeutendste wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich der medizinischen Mykologie. Nach einem detaillierten Audit vor Ort wurde der Medizinischen Universität Graz von der ECMM nun der Diamond Status verliehen (https://www.ecmm.info/ecmm-excellence-centers/). Damit zählt die Med Uni Graz zu den weltweit acht ausgezeichneten Zentren, um Patientinnen und Patienten mit Pilzinfektionen Diagnostik und Therapie auf weltweit höchsten Niveau anbieten zu können und hochrangige mykologische Forschung zu betreiben. „Unsere Gruppe an der Med Uni Graz arbeitet interdisziplinär und schließt viele Bereiche mit ein, sowohl im Patienten nahen Bereich am LKH-Univ. Klinikum Graz, als auch an anderen Universitäten in Graz und hat zahlreiche nationale und internationale Kooperationspartner“, beschreibt Robert Krause. Die Kerngruppe des ECMM excellence centers besteht aus der Sektion für Infektiologie und Tropenmedizin und dem Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik am LKH-Univ. Klinikum Graz, sowie den Diagnostik- und Forschungsinstituten für Pathologie und Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med Uni Graz.

Kürzlich erschienene Diagnose- und Behandlungsleitlinien (z.B. für die Diagnose der invasiven Aspergillus Schimmelpilzinfektion) wurden maßgeblich von Grazer Forschungsergebnissen beeinflusst (z.B. Verwendung des Aspergillus Lateral Flow Test). Dabei arbeiten die Grazer Forschungsgruppen Hand in Hand. Die Pathologie liefert beispielsweise den Pilznachweis im Gewebe mit mikroskopischen und modernsten molekularbiologischen Methoden, während die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich der Hygiene und Mikrobiologie an der Resistenztestung und Identifikationen von Pilzen arbeiten. Auch in der Biomarkerforschung an der Med Uni Graz sind Pilzinfektionen ein wichtiger Teil des Forschungsportfolios. So wurden bestimmte Pilzantigentest am Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik weiterentwickelt und für den Einsatz bei Patienten optimiert.

In der Sektion für Infektiologie und Tropenmedizin wurden die Biomarker Galaktomannan und der Aspergillus Lateral flow Test für den Nachweis von Aspergillus-Schimmelpilzinfektionen erforscht. „In einer rezent erschienen systemischen Übersichtsarbeit der renommierten Cochrane Collaboration stammen ein Viertel der darin erwähnten wissenschaftlichen Arbeiten über den Galaktomannan Test aus Graz“, erwähnt Priv.-Doz. DDr. Jürgen Prattes, Sektion Infektiologie und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Graz. „Die internationale Wahrnehmung unserer Grazer Forschungsergebnisse freut uns natürlich besonders“, meint Jürgen Prattes. Pilzforschung wird weiters im Zentrum für Mikrobiomforschung und mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Grazer Forschungsnetzwerk BioTechMed-Graz auf dem Gebiet der Pilz-Sepsis erfolgreich durchgeführt. Aus diesen Kooperationen sind in Zukunft weitere wichtige Erkenntnisse über die Entstehung und Auswirkungen von Pilzinfektionen auf den Menschen zu erwarten.

Zielgerichtete Therapien und Diagnosetools im Visier der Forschung

Die Entwicklung neuer Diagnosetools ist das erklärte Ziel im ausgezeichneten Forschungszentrum an der Med Uni Graz. „Eine frühe Diagnose und damit verbunden eine frühe Pilztherapie sind essentiell für den Behandlungserfolg“, beschreibt Robert Krause. Da Pilztherapien aber auch Nebenwirkungen haben können, ist eine zielgerichtete Therapiestrategie sehr wichtig. Während bei manchen immungeschwächten Patienten eine Pilzprophylaxe einen Vorteil bringt ist eine vorsorgliche Behandlung von beispielsweise Patienten auf der Intensivstation nicht zielführend. Pilztherapien sollten bei solchen Patienten nur dann durchgeführt werden, wenn moderne Testsysteme eine Pilzinfektion anzeigen oder wahrscheinlich machen. Daher kommt vor allem der optimalen Diagnostik eine zentral Bedeutung für das Management von Pilzinfektionen zu.

„Die wissenschaftliche und klinische Zusammenarbeit der letzten Jahre hat dazu geführt, dass wir unseren Patienten mit Pilzinfektionen nun die bestmögliche Diagnostik und Therapie anbieten können“, schließen Jürgen Prattes und Robert Krause.

Weitere Informationen:

Univ.-Prof. Dr. Robert Krause
Sektion Infektiologie und Tropenmedizin
Universitätsklinik für Innere Medizin
Medizinische Universität Graz
Tel.: +43 316 385 81796
robert.krause@medunigraz.at

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
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