Schwierige Bedingungen für neue Antibiotika
Antibiotika gelten weltweit als wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Für die Entwicklung ihrer nächsten Generation sind nachhaltige Anreizmodelle erforderlich.
Der richtige Einsatz von Antibiotika, das Finden neuer Wirkmechanismen und Anreize für deren Entwicklung sind die zentralen Themen der heute startenden „World Antimicrobial Awareness Week“ (bis 24. November). Innovative Antibiotika werden aufgrund zunehmender Resistenzen dringend gebraucht. Zum Einsatz dürfen sie nur sparsam kommen, etwa als Reserve für den Notfall. Dabei ist ihre Entwicklung ebenso komplex wie kostenintensiv.
„Das steigende Auftreten multiresistenter Keime und die herausfordernde Entwicklung neuer Wirkmechanismen für Antibiotika sind eine ernsthafte Gefahr für die globale Gesundheitsversorgung. Wir sprechen hier von der Bedrohung des kommenden Jahrzehnts. Dennoch werden vorhandene Antibiotika nach wie vor zu häufig eingesetzt und es gibt immer noch Wissenslücken im Umgang mit diesen speziellen Medikamenten“, sagt Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG, vor dem Hintergrund immer schneller steigender Todeszahlen im Zusammenhang mit Antibiotika-Resistenzen. Die zu erwartende Dimension des Problems zeigt die WHO auf, die damit rechnet, dass Antibiotika-Resistenzen bis 2050 zehn Millionen Todesopfer fordern werden. In der EU ist der Einsatz von Antibiotika laut Aussendung der EU-Kommission zwar zurückgegangen, aber gleichzeitig wird bereits vermehrt auf Reserveantibiotika zurückgegriffen.
An der nächsten Generation von Antibiotika, die mit neuen Wirkmechanismen multiresistente Bakterien in Schach halten sollen, wird zwar geforscht, aber der Erfolg lässt auf sich warten. Unternehmen, die sich in Forschung und Entwicklung engagieren, sehen sich hier mit vielen Rückschlägen konfrontiert und außerstande, das benötigte Kapital für die aufwendige und risikoreiche Forschung aufzubringen. Der „AMR Action Fund“ ist ein erster Schritt, um die Entwicklung der nächsten Generation von Antibiotika zu stimulieren. Der 2020 als Public-Private-Partnership von der pharmazeutischen Industrie mitbegründete und maßgeblich mitfinanzierte Fonds unterstützt kurz- und mittelfristig Biotechnologieunternehmen in frühen klinischen Stadien der Antibiotika-Entwicklung. „Die Industrie ist sich ihrer Verantwortung bewusst und übernimmt sie auch. Das zeigt der AMR Action Fund deutlich. Mehr als 20 Pharma-Unternehmen verpflichten sich dazu, insgesamt eine Milliarde US-Dollar zur Verfügung zu stellen, um die Entwicklung von neuen Antibiotika zu unterstützen“, hält Herzog fest.
Im Hinblick auf langfristige Lösungen richtet Herzog seinen Appell an die Politik: „In Bezug auf Antibiotika-Resistenzen ist Tatenlosigkeit keine Option. Der politische Wille, um angesichts der vielen drohenden Todesfälle Lösungen für die Zukunft zu finden, ist bei diesem Thema ebenso wichtig wie Investitionen und Innovationen. Langfristig gesehen werden innovative Anreizmodelle notwendig sein, um die Forschung zu stimulieren.“ Auf europäischer Ebene bietet die Überarbeitung der Rechtsvorschriften über Arzneimittel eine Möglichkeit dazu. International werden beispielsweise in den USA, in Japan und weiteren Ländern diverse Anreize diskutiert oder bereits eingesetzt.
Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand November 2022), die den Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.
Rückfragen & Kontakt:
PHARMIG - Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
Mag. (FH) Martina Dick
Communications Expert
+43 664 8860 6819
martina.dick@pharmig.at
www.pharmig.at