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Stuhlinkontinenz: MedUni Wien testet neue minimal invasive Therapiemethode

14.06.2019

Kleinste Prothesen werden kreisförmig um den Analkanal implantiert und bilden neuen Schließmuskel

Darmschwäche ist ein heikles Thema, das etwa sechs Prozent der Bevölkerung ab dem 60. Lebensjahr betrifft. Die therapeutischen Maßnahmen sind unterschiedlich und hängen von der jeweiligen Ursache ab. Zur Anwendung kommen bisher medikamentöse Gaben, Beckenbodentraining oder in bestimmten Fällen das Einsetzen eines Darmschrittmachers. Erstmals in Wien wird derzeit an der Klinischen Abteilung für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien unter der Führung des Chirurgen Stefan Riss die neue und erfolgsversprechende „Sphinkeeper“-Operationsmethode erprobt.

Stuhlinkontinenz bedeutet eine ständige Darmschwäche, bei der PatientInnen Verdauungsgase und den Stuhl nicht im Darm zurückhalten können. Es ist den Betroffenen nicht möglich, die Darmentleerung willentlich zu kontrollieren. Frauen leiden häufiger darunter als Männer, und die Dunkelziffer der Erkrankung ist hoch, weil ein offener Umgang mit Verdauungsstörungen noch immer tabuisiert ist. Daher kann Stuhlinkontinenz auch zur sozialen Isolation führen.

Die Ursachen sind vielfältig und können unter anderem Darmerkrankungen, Beckenbodeninsuffizienz und Schließmuskelverletzungen nach Geburten oder Operationen, sein. Auch neurologische Erkrankungen oder Darm-Motilitätsstörungen wie Verstopfung können Stuhlinkontinenz zur Folge haben. Nach diagnostischer Abklärung erfolgt die Behandlung durch medikamentöse Stuhlgangsregulierung und Beckenbodentraining. Mitunter sind auch operative Methoden wie die sakrale Neuromodulation erforderlich, bei der die sakralen Nerven, welche die Funktion von Blase und Enddarm steuern, durch sanfte elektrische Impulse wieder in die richtige Balance gebracht werden.

An der Klinischen Abteilung für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien wird nun erstmals unter der Führung des Chirurgen Stefan Riss, Leiter der chirurgischen Beckenbodenambulanz am Allgemeinen Krankenhaus Wien, die neue und erfolgversprechende operative Methode „Sphinkeeper“ getestet. Dabei werden kleinste Prothesen aus biokompatiblem Material mit Hilfe einer Ultraschall-Bildgebung in einem minimal invasiven und risikoarmen Eingriff rund um den Analkanal implantiert, wodurch ein künstlicher Schließmuskel entsteht. Diese Methode wurde in Italien entwickelt und erste vielversprechende Ergebnisse wurden bereits publiziert.

Riss: “Obwohl es noch kaum Studienresultate mit dem Sphinkeeper gibt, wissen wir von den italienischen Versuchen, dass diese Methode risikoarm und gut verträglich sein soll. An unserer Abteilung werden wir das jetzt bei zehn PatientInnen anwenden und dann weiter evaluieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unseren PatientInnen helfen werden, wieder eine bessere Stuhlkontrolle zu erlangen“. Betroffene wissen oft nicht, wo sie mit diesem speziellen Problem hingehen sollen. Riss: “Die besten Anlaufstellen sind unsere chirurgische Beckenbodenambulanz und das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum, wo wir interdisziplinär und fachübergreifend Diagnosen und Therapiemöglichkeiten erstellen“.

Service

Chirurgische Beckenbodenambulanz, Universitätsklinik für Chirurgie, klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie, Ebene 7C. Kontinenz- und Beckenbodenzentrum der Medizinischen Universität Wien und des AKH Wien: https://beckenboden.meduniwien.ac.at.

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Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
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