Umfrage belegt: Gutes Zeugnis für Biosimilars von Fachärzten in Österreich
- 70 Prozent der Fachärzte sind überzeugt: Biosimilars und Originalprodukte sind gleichwertig
- Rund 8 von 10 Befragten haben bereits Biosimilars verordnet
- Aber: Positive Ergebnisse decken sich nicht mit dem Marktanteil von Biosimilars
Eine aktuelle Umfrage des Biosimilarsverbandes (BiVÖ) in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Spectra bescheinigt Biosimilars ein sehr gutes Zeugnis: 70 Prozent der befragten Fachärzte sind der Ansicht, dass Biosimilars nach Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit den jeweiligen Originalprodukten gleichwertig gegenüberstehen. 83 Prozent der Befragten haben bereits Biosimilars verordnet, davon 43 Prozent häufig bzw. relativ häufig. Zum Stellenwert und Einsatz von Biosimilars wurden rund 100 Fachärzte aus den Bereichen Rheumatologie, Dermatologie, Gastroenterologie und Diabetologie befragt.
Kostenersparnis als größter Vorteil
Den größten Vorteil von Biosimilars sehen Fachärzte in der Kostenersparnis: Einerseits bewirken sie eine Preissenkung bei den Originalanbietern (damit stimmten 62 Prozent überein). Andererseits gibt mehr als die Hälfte als größten Vorteil an, dass Biosimilars preisgünstiger als die Originalprodukte sind. „Die befragten Fachärzte sind sich der Wichtigkeit einer ökonomischen Verschreibung durchaus bewusst. Das immense Einsparungspotenzial zeigt sich auch deutlich in den Zahlen: In den letzten 12 Jahren wurden dank Biosimilars und Preissenkungen rund 700 Millionen Euro eingespart. Bis 2025 ist ein Einsparungspotenzial von weiteren bis zu 274 Mio. Euro möglich. Biosimilars senken Behandlungskosten oft um über 50 Prozent“, so Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber, Präsidentin des Biosimilarsverbandes. Auch die erleichterte Verordnung durch die Aufnahme in die grüne Box im Erstattungskodex wird von zwei Dritteln der Ärzte hervorgehoben. Arzneimittel in der grünen Box werden ohne spezielle Bewilligung als frei verschreibbar von den Krankenkassen erstattet.
Immerhin knapp ein Drittel der Befragten haben Biosimilars erst wenige Male, oder noch nie eingesetzt. Begründet wurde dies mit den guten Erfahrungswerten mit den Originalpräparaten (35 Prozent) und ein Viertel der Befragten gab an, dass die verwendeten Präparate noch nicht als Biosimilars verfügbar waren.
Verschreibung von Biosimilars steigt mit Erfahrung
Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied je nach Fachrichtung. Während alle befragten Rheumatologen und 97 Prozent der Gastroenterologen bereits Biosimilars verordnet haben, haben 46 Prozent der Dermatologen und 15 Prozent der Diabetologen noch keine Biosimilars verordnet. „Hier zeigt sich, dass diejenigen Fachärzte, wie zum Beispiel Rheumatologen und Gastroenterologen, die bereits langjährige Erfahrungen mit dem Einsatz von Biosimilars haben, auch häufiger Biosimilars verordnen. Dermatologen und Diabetologen haben nur wenig oder keine Erfahrung mit Biosimilars, weil im Fachgebiet derzeit nur wenige Biosimilars verfügbar sind“, so Dr. Wintersberger, Projektleiter des Marktforschungsinstituts Spectra. Von der Gleichwertigkeit von Biosimilars und Originalprodukt sind 84 Prozent der Rheumatologen und 86 Prozent der Gastroenterologen überzeugt, aber nur knapp die Hälfte der Dermatologen und 60 Prozent der Diabetologen.
Insgesamt gibt es in der Rheumatologie und Gastroenterologie 16 Biosimilars zu 4 Wirkstoffen. Das erste Biosimilar für entzündlich-rheumatische Erkrankungen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen war mit dem Wirkstoff Infliximab verfügbar und kam bereits 2015 auf den österreichischen Markt. In der Rheumatologie und Gastroenterologie wird es mittlerweile vorbehaltslos eingesetzt und hat einen Marktanteil von 84 Prozent. Ein weiteres Biosimilar mit dem Wirkstoff Rituximab wird in der Onkologie und Rheumatologie eingesetzt und hat einen Marktanteil von 86 Prozent. Seit es Biosimilars gibt, sind diese biologischen Arzneimittel oft auch früher für Patienten verfügbar, weil die Behandlung günstiger geworden ist: So sind die Kosten für die Jahrestherapie mit dem Wirkstoff Infliximab nach Markteintritt von Biosimilars von 15.000 Euro auf nur 3.000 Euro gesunken.
Seit September letzten Jahres wird das erste Insulin Glargin Biosimilar in Österreich von der Sozialversicherung erstattet und steht den Diabetologen zur Verfügung. Den Dermatologen stehen zwar 13 Biosimilars zu 3 Wirkstoffen zur Verfügung, allerdings gehören diese einer Wirkstoffgruppe an, die heute in der Dermatologie einen geringeren Stellenwert hat als in der Rheumatologie oder Gastroenterologie. Für die in der Dermatologie aktuell bevorzugt eingesetzten Biologika gibt es noch keine Biosimilars, weil diese Biologika noch unter Patentschutz stehen. „Die Ergebnisse bestätigen einmal mehr, dass besonders für Fachärzte, die erst seit kurzem Erfahrung mit Biosimilars haben, Information und Aufklärung wichtige Eckpfeiler sind, um ihnen die notwendige Sicherheit bei der Verordnung eines Biosimilars zu geben“, ist Möritz-Kaisergruber überzeugt.
Positive Ergebnisse zeigen sich (noch) nicht im Marktanteil von Biosimilars
Zwar scheinen diejenigen Fachärzte, die mit Biosimilars bereits langjährige Erfahrung haben, bereits von Biosimilars überzeugt zu sein. Dies zeigt sich aber noch nicht im Marktvolumen: Insgesamt nehmen Biosimilars am biosimilarsfähigen Markt derzeit nur rund 29 % ein, damit sind 71 % des potenziellen Marktvolumens noch nicht ausgeschöpft. Bei einer Vielzahl von bedeutenden Biologika ist das Patent abgelaufen, es gibt aber keinen Nachfolger. „Bei Generika sind meist am Tag nach Patentablauf bis zu 20 Generika am Markt, bei Biosimilars, wenn überhaupt, höchstens vier. Es ist daher sehr wichtig, dass Österreich attraktiv für Biosimilarsunternehmen ist; nur bei einem zu den europäischen Nachbarländern vergleichbaren Preisniveau können diese Unternehmen Biosimilars hier vermarkten“, so Möritz-Kaisergruber.
Die Bedeutung und das Vertrauen in Biosimilars sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das spiegelt sich auch in der Umfrage wider: 75 Prozent der Befragten haben keine Hemmnisse oder Probleme beim Einsatz von Biosimilars. Auch die Mehrheit der Patienten akzeptieren nach Ansicht der Befragten Biosimilars; deren häufigste Frage bezieht sich auf die Wirksamkeit von Biosimilars im Vergleich zum Originalprodukt. Hier zeigt sich, wie wichtig das ärztliche Beratungsgespräch und das Vertrauen zum behandelnden Arzt ist.
Maßnahmen zur Förderung von Biosimilars
„Wir freuen uns über das Vertrauen der Fachärzte in Biosimilars. Jetzt muss sich dieses Vertrauen auch noch stärker in den Marktanteilen von Biosimilars niederschlagen. Wir fordern daher vor allem Biosimilars-fördernde Maßnahmen“, so Möritz-Kaisergruber. Wichtig wären weiterhin vertrauensbildende Informationen zu Biosimilars durch die Kassen an die behandelnden Ärzte sowie Patienten. Auch Anreizsysteme wie eine reduzierte Rezeptgebühr oder ein erhöhter Honorarsatz für das ärztliche Beratungsgespräch könnte den Verordnungsanteil von Biosimilars erhöhen. Großen Wert legt Möritz-Kaisergruber darauf, dass der Biosimilarsverband Österreich weiterhin in regem Informationsaustausch mit Ärzteschaft, Apothekern, Kassen und Patienten bleibt. Besonders bei für Biosimilars neuen Indikationen ist Information wichtig und dies sollte auch seitens der Sozialversicherung unterstützt werden.
Über den Biosimilarsverband Österreich
Der Biosimilarsverband Österreich ist die freiwillige Interessensvertretung der Biosimilarsanbieter und -produzenten. Biosimilars sind gleichwertige Nachfolgeprodukte von bereits seit Jahren am Markt zugelassene Biopharmazeutika, deren Patent abgelaufen ist und damit eine leistbare Alternative für teure Therapien. Unser Ziel: Patienten einen Zugang zu innovativen biopharmazeutischen Arzneimitteltherapien zu ermöglichen, die auch nachhaltig finanzierbar sind. Unsere Mitglieder sind Amgen GmbH, Accord Healthcare GmbH, Astro Pharma GmbH, Biogen Austria, Fresenius Kabi Austria GmbH, Mylan Österreich GmbH (A Viatris Company), Sandoz GmbH und STADA Arzneimittel GmbH. Diese Unternehmen repräsentieren über 76 % des österreichischen Biosimilarsmarktes.
Rückfragen & Kontakt:
Für den Biosimilarsverband Österreich
Ute Stocker
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