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Wiener Studie zeigt: Jede zweite SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern und Jugendlichen bleibt unentdeckt

19.11.2021

Impfung daher von enormer Wichtigkeit

Im Hinblick auf die jüngsten politischen Entwicklungen – österreichweiter Lockdown und Impfpflicht – erhalten die aktuellen Ergebnisse der Wiener LEAD-COVID-19-Studie enorme Brisanz: Im Rahmen dieser Studie wurde untersucht, wie hoch der Anteil der Kinder und Jugendlichen (6-20 Jahre) in Wien ist, der sich bereits mit SARS-CoV-2 infiziert hat. Durch die v.a. in Schulen durchgeführten Antigen- und PCR- Tests war bei rund 10% der Kinder und Jugendlichen in dieser Altersgruppe bereits in der Vergangenheit eine Infektion festgestellt worden. In der Studie wurden nun jene Kinder und Jugendlichen untersucht, die als bisher nicht mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert galten. Das überraschende Ergebnis: Auch in dieser Gruppe lag der Anteil jener, die bereits eine Infektion durchgemacht hatten, davon aber nichts wussten, bei rund 10%. Insgesamt haben also rund 20% der Kinder und Jugendlichen in Wien bereits eine COVID-19-Infektion durchgemacht. Dieses Ergebnis spricht eindeutig für die Fortsetzung der in Wien eingeschlagenen Strategie, beim Testen und vor allem beim Impfen einen wesentlichen Fokus auf Kinder und Jugendliche zu legen.

Kinder bleiben häufig „unentdeckt“

Die WissenschaftlerInnen rund um Priv.-Doz.in Dr.in Marie-Kathrin Breyer, PhD, Abt. für Atemwegs- und Lungenkrankheiten Klinik Penzing, Wien, Projektleiterin und stellvertretende Institutsleiterin am Ludwig Boltzmann-Institut[1] für Lungengesundheit, konnten mit den im Oktober 2021 erhobenen Daten (Antikörper-Tests bei 209 nicht geimpften, nicht wissentlich infizierten Kindern von 6-12 Jahren) folgendes zeigen: Zusätzlich zu den rund 9,3% „wissentlich COVID-positiven” Wiener Kindern kommen weitere 8,8% „nicht wissentlich infiziert bzw. unentdeckt Infizierte” dazu. Damit ist der Anteil der Kinder, die bereits eine SARS-CoV-2 Infektion durchgemacht haben, doppelt so hoch wie bisher bekannt und liegt bei rund 20%. Betroffen ist also rund jedes fünfte Kind in Wien.

Mehr als jede/r vierte Jugendliche in Wien infiziert

Eine ganz ähnliche Situation zeigte sich bei den Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren: Bei ihnen war mittels Antigen- und PCR-Testung an Schulen seit Beginn der Pandemie wienweit ein Anteil von 12,4% Infizierter entdeckt worden. Im Rahmen der LEAD-COVID-19-Studie wurden in dieser Altersgruppe 424 WienerInnen untersucht, die ungeimpft waren und allesamt davon ausgingen, niemals mit SARS-CoV-2 infiziert worden zu sein. Das Ergebnis der Untersuchung war ähnlich wie bei den Kindern: 13,7% dieser 12- bis 20-Jährigen hatte ebenfalls bereits eine SARS-CoV-2 Infektion durchgemacht, ohne davon zu wissen.

„Insgesamt haben also rund 26% der Jugendlichen eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht und nicht, wie bisher angenommen, nur 12,4%. Die Dunkelziffer ist also auch in dieser Altersgruppe rund ebenso hoch wie die Zahl der diagnostizierten Infektionen. Das ist wichtig zu wissen, denn die unwissentlich mit SARS-CoV-2-Infizierten tragen natürlich damit unwissentlich auch zur Verbreitung des Virus in der Wiener Allgemeinbevölkerung bei“, so Breyer.

Identifikation von infizierten Kindern und Jugendlichen extrem wichtig

Die Wiener Kinder und Jugendlichen werden während der Schulzeit mehrmals wöchentlich getestet, seit Schulbeginn 2021 in Form der weit aussagekräftigeren PCR-Tests. Trotz dieser intensiven Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie in Wien wurde nur jede/r zweite Infizierte identifiziert, die Infektion war also bei der Hälfte der Betroffenen unentdeckt geblieben. „Es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer sonst aber noch wesentlich höher läge, und daher ist die Testung auch so extrem wichtig. Da die Wiener Kinder und Jugendlichen österreichweit am besten getestet sind, ist daher auch zu befürchten, dass die Dunkelziffer in anderen Bundesländern noch bedeutend höher ist“, so die Wissenschaftlerin.

Breyer abschließend: „Nicht nur, dass eine SARS-CoV-2 Erkrankung bei Kindern nicht immer komplikationslos und ohne Langzeitfolgen verläuft, sondern die Kinder und Jugendlichen sorgen auch für weitere Verbreitung des Virus. Wollen wir unsere Kinder wirklich schützen – und damit auch uns und andere – ist die Impfung der einzige Weg.“

[1] https://lunghealth.lbg.ac.at/https://leadstudy.at

Rückfragen & Kontakt:

Priv.-Doz.in Dr.in Marie-Kathrin Breyer, PhD
Ludwig Boltzmann Institut für Lungengesundheit
Stellvertretende Institutsleitung
E-Mail: Marie-Kathrin.Breyer@lunghealth.lbg.ac.at
https://twitter.com/_LEAD_Study
https://lunghealth.lbg.ac.at/de