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Zwangslizenzen und Aufhebung des Patentschutzes bringen keine rasche Verbesserung bei der Versorgung mit Impfstoffen

20.05.2021

Abbau von Handelshemmnissen und die Unterstützung von Kooperationen in der Pharmaindustrie sind zielführender, um eine rasche Ausweitung der Produktion zu ermöglichen

Die heutige Debatte im EU-Parlament zum Patentschutz bei COVID-19-Impfstoffen zeigt, dass noch Aufklärungsbedarf darüber besteht, wie die Versorgung der Menschen weltweit schnellstmöglich durchführbar ist. Durch große Anstrengungen der Pharmaindustrie wurden in weniger als einem Jahr mehrere hochwirksame Vakzine entwickelt und bis Juni etwa 2,2 Milliarden Impfstoffdosen produziert. Bis Ende des Jahres werden es rund 11 Milliarden sein. Diese Anzahl ist ausreichend, um die erwachsene Bevölkerung rund um den Globus zu impfen. Eine Aufhebung des Patentschutzes oder Zwangslizenzen würden in den kommenden Monaten, bis genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht, kaum Verbesserungen bringen. Weder der Aufbau von hochkomplexen Produktionsanlagen noch von stark diversifizierten Lieferketten können so schnell aus dem Nichts aufgebaut werden.

Stattdessen sollten sich die politisch Verantwortlichen auf die Behebung der tatsächlichen Ursachen ungleicher Verteilung fokussieren. Vor allem die Reduktion von Handelshemmnissen bei den benötigten Wirkstoffen und den Impfstoffen selbst könnte das Problem der bisherigen Konzentration in einigen Ländern verringern. Allen voran die USA, die für die Abschaffung des Patentschutzes plädieren, bevorzugten bisher mit Exportverboten ihre Bevölkerung gegenüber dem Rest der Welt. Ein Schwenk hin zu mehr Ausfuhren, wie es die Pharmaunternehmen in der EU von Anfang an betrieben haben, würde rasch zu einer besseren Versorgung auch in ärmeren Regionen führen. Gleichzeitig ist es wichtig, Entwicklungsländer bei der Beschaffung zu unterstützen. Ein Teil der Impfstoffe sollte über etablierte Verteilmechanismen wie die COVAX-Initiative an betroffene Staaten abgegeben werden. Ebenso bedeutsam sind die weitere Optimierung und der Ausbau von bereits bestehenden Produktionsstätten und Kooperationen in der Pharmaindustrie, um dauerhaft ausreichende Mengen an Impfstoffen zu gewährleisten. Diese wären auch bestens dafür geeignet, den Herstellungsprozess rasch zu adaptieren, sollten die Vakzine gegen neue Virusvarianten angepasst werden müssen.

„Die Stärkung der Innovationsleistung der Unternehmen, die Abschaffung von Handelshemmnissen wie Exportverboten, die Unterstützung von Verteil-Initiativen wie COVAX und die Ausweitung der Kapazitäten bei behördlich geprüften Impfstoff-Produzenten bleiben der einzig sichere Weg, qualitativ einwandfreie Vakzine für die ganze Welt herzustellen, nicht jedoch die Aufhebung des Patentschutzes oder Zwangslizenzen“, appelliert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), sich auf zielführende Lösungswege bei der Bekämpfung der Pandemie zu konzentrieren.

Über den FCIO:

Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in Österreich. Derzeit vertritt der Verband mehr als 230 Unternehmen aus der chemischen Industrie, welche neben der Kunststoff- und Pharmaindustrie auch die Produktion von organischen und anorganischen Chemikalien, industriell hergestellte Fasern und Lacken umfassen. Etwa 47.000 Beschäftigte in der chemischen Industrie haben 2020 Waren im Wert von über 15 Milliarden Euro hergestellt. Der FCIO setzt sich für einen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen und attraktiven Chemiestandort Österreich mit einem forschungs- und technologiefreundlichen Umfeld ein, in dem die chemische Industrie mit ihrer Innovationskraft Lösungen für die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln und liefern kann. www.fcio.at

Rückfragen & Kontakt:

FCIO Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
Mag. Andreas Besenböck, MA
+43(0)5 90 900-3372
besenboeck@fcio.at
www.fcio.at