Detail

back to news

Influenza und Lungenentzündungen erhöhen Herzinfarktrisiko

25.10.2019

Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken immer noch zu wenig genützt

Wien (OTS) - Seit Jahren empfehlen Mediziner sowohl die Influenza- als auch die Pneumokokken-Impfung für ältere Menschen und jene mit vorbestehenden chronischen Erkrankungen. Das gilt insbesondere für Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen. Beide Erreger können nämlich zu Infektionskrankheiten führen, die das Risiko, einen Herzinfarkt oder ähnlich schwerwiegende Komplikationen zu erleiden, deutlich steigern. Und das führt wiederum zu einer erhöhten Sterblichkeit. Dennoch sind die Durchimpfungsraten für beide Impfungen selbst in diesen besonders gefährdeten Gruppen erschreckend niedrig. Wer sich jetzt impfen lässt, senkt sowohl sein Erkrankungs- als auch sein Komplikationsrisiko für beide Erkrankungen massiv.

Erhöhte Herzinfarkt- und Schlaganfallgefahr durch Influenza

Ein Herzinfarkt kann durch eine akute Atemwegserkrankung, insbesondere eine Influenza, ausgelöst werden. Besonders häufig in den ersten sieben Tagen nach einer laborbestätigten Influenza-Diagnose. In dieser Zeit ist das Risiko um das Sechsfache erhöht.[1] Das zeigt eine im Vorjahr publizierte Studie. Doch damit nicht genug. Grippe-(ähnliche) Symptome steigern außerdem das Risiko für einen Schlaganfall um fast 40 Prozent für eine Dauer von 14 Tagen. Danach bleibt es für den Zeitraum eines Jahres erhöht.[2] Für die Betroffenen kann das tödliche Konsequenzen haben oder zu langfristigen Behinderungen führen.

Influenza-Impfung reduziert Risiko

Aufgrund der eindeutigen wissenschaftlichen Datenlage wird die Influenza-Impfung im vom Gesundheitsministerium herausgegebenen Impfplan allen Österreichern ab dem sechsten Lebensmonat generell und Personen mit erhöhter Gefährdung infolge einer chronischen Erkrankung besonders dringlich empfohlen. Dazu gehören auch Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dass diese von einer Impfung profitieren ist schon seit Jahren nachgewiesen. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2013 publiziert im renommierten JAMA zeigt zum Beispiel eine Risikoreduktion bezogen auf kardiovaskuläre Ereignisse von mehr als einem Drittel für Patienten mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.[3] Zieht man nur die reduzierten Schlaganfälle heran, ist das Ergebnis laut einer neueren Studie ebenfalls eindeutig. Knapp 20 Prozent der Fälle konnten durch eine Influenza-Impfung verhindert werden.[4] „Überzeugendere Gründe für die Impfung bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Personen in ihrem Umfeld gibt es kaum“, findet Univ. Prof. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, Primaria der kardiologischen Abteilung am Sozialmedizinischen Zentrum Süd - Kaiser Franz Josef-Spital. „Dennoch nehmen viele das Risiko auf die leichte Schulter oder es ist ihnen der Aufwand sich gegen Influenza impfen zu lassen zu groß. Dabei könnte ein kleiner Stich potenziell lebensrettend sein“, so Podczeck-Schweighofer weiter.

Personen mit erhöhtem Blutdruck profitieren durch Influenza-Impfung

Brandneue Daten vom World Congress of Cardiology im September zeigen übrigens, dass auch Personen, die „nur“ einen erhöhten Blutdruck haben, von einer Influenza-Impfung profitieren. Ihr Risiko in der Influenza-Saison zu versterben, sank laut Studie durch eine Impfung um 18 Prozent.[5] „Auch diese Patienten sollten sich bei der nächsten Blutdruck-Kontrolle beim Hausarzt gleich eine Influenza-Impfung verabreichen lassen“, empfiehlt die Expertin.

Lungenentzündung kann zu kardiovaskulären Komplikationen führen

Wer eine Influenza durchleiden muss, hat übrigens auch ein erhöhtes Risiko für eine nachfolgende, durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung[6]. Pneumokokken sind Bakterien, die durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen werden können. Abgesehen von Personen, die eine Influenza durchgemacht haben, ist das Risiko für (Pneumokokken-)Lungenentzündungen auch für Menschen, die vorbestehende chronische Erkrankungen haben, erhöht.[7]

Neben der Erkrankung selbst können Lungenentzündungen ebenso wie die Influenza zusätzliche Probleme im Herz-Kreislauf-Bereich verursachen. So erleiden 18 Prozent aller aufgrund einer Lungenentzündung hospitalisierten Patienten laut Studien kardiovaskuläre Komplikationen.[8] Die Komplikationsgefahr steigt aber nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig. Das Risiko für eine Verengung der Herzkranzgefäße, Herzversagen oder Arrhythmien nimmt durch eine Pneumonie kurzfristig um das 2- 8-fache zu. Manche Studie gehen mittlerweile sogar schon davon aus, dass die Gefahr kardiovaskulärer Ereignisse bis zu zehn Jahre nach einer Lungenentzündung erhöht bleibt.[9]

Pneumokokken-Impfung reduziert Herzinfarktrisiko

Ebenso wie gegen Influenza, kann man sich auch gegen Pneumokokken impfen lassen und damit seine Risiken für eine Lungenentzündung oder die noch gefährlicheren invasiven Pneumokokken-Erkrankungen deutlich reduzieren. Eine Analyse mit über 20.000 Patienten zeigt zum Beispiel, dass das Risiko nach einer Lungenentzündung auch einen Herzinfarkt zu bekommen, für Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen durch eine Impfung gegen Pneumokokken deutlich gesenkt werden könnte.[6] „Dennoch ist die Durchimpfungsrate bei der Pneumokokken-Impfung ähnlich schlecht wie bei der Influenza-Impfung“, zeigt sich die Kardiologin entsetzt. „Mittlerweile gibt es von vielen Krankenkassen Kostenzuschüsse und außerdem hält die Wirkung der Impfung sehr lange an. Jeder ab 50 oder mit chronischen Krankheiten sollte unbedingt mit seinem Arzt oder seinem Apotheker über eine Pneumokokken-Impfung und eine Influenza-Impfung sprechen.“

[1] Kwong, JC, Schwartz KL. N Engl J Med 2018;378:345-53. DOI: 10.1056/NEJMoa1702090

[2] https://www.ots.at/redirect/newsroom11

[3] Udell JA, Zawi R, Bhatt DL, et al. Association Between Influenza Vaccination and Cardiovascular Outcomes in High-Risk Patients: A Meta-analysis. JAMA. 2013;310(16):1711–1720. doi:10.1001/jama.2013.279206

[4] Lee K, R, Bae J, H, Hwang I, C, Kim K, K, Suh H, S, Ko K, D: Effect of Influenza Vaccination on Risk of Stroke: A Systematic Review and Meta-Analysis. Neuroepidemiology 2017;48:103-110. doi: 10.1159/000478017

[5] European Society of Cardiology. Flu vaccination linked with lower risk of early death in patients with high blood pressure. ScienceDaily. ScienceDaily, 1 September 2019.

[6] Bhatt, Ankeet S et al. “Can Vaccinations Improve Heart Failure Outcomes?: Contemporary Data and Future Directions.” JACC. Heart failure vol. 5,3 (2017): 194-203. doi:10.1016/j.jchf.2016.12.007

[7] Österreichischer Impfplan 2019

[8] Corrales-Medina VF, Suh KN, Rose G, et al. Cardiac complications in patients with community-acquired pneumonia: a systematic review and meta-analysis of observational studies. PLoS Med 2011; 8: e1001048

[9] Ciszewski A. Cardioprotective effect of influenza and pneumococcal vaccination in patients with cardiovascular diseases. Vaccine. 2018; 36(2):202–6. 10.1016/j.vaccine.2017.11.078.

Rückfragen & Kontakt:

Mag.a Uta Müller-Carstanjen
Fine Facts Health Communication
Mobil: +43 664 515 30 40
Mueller-carstanjen@finefacts.at

Mag.a Renée Gallo-Daniel
Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@oevih.at