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Innovationen in der Forschung: LBG präsentiert drei neue KFG in den Bereichen Kardiologie, Gastroenterologie und Onkologie

28.09.2023
  • Innovations-Boost für Wissenschaftsstandort Österreich: 24 Millionen Euro für patientenorientierte angewandte Forschung
  • Frühzeitige Erkennung von Vorhofflimmern am Smartphone
  • Sekundärprävention, Diagnostik und personalisierte Behandlungsmöglichkeiten bei Pfortaderhochdruck
  • Verbesserte Überlebenschancen durch maßgeschneiderte Therapien bei Hirntumoren

Das von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ins Leben gerufene Förderprogramm Klinische Forschungsgruppen (KFG) ist Österreichs erste kollaborative Forschungsinitiative mit klarem Fokus auf patientenorientierten, medizinisch relevanten Themen im Gebiet der nicht-kommerziellen klinischen Forschung. Gestern wurden im Rahmen einer Pressekonferenz gemeinsam mit Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Martin Polaschek und LBG-Präsidentin Freyja-Maria Smolle-Jüttner erstmals die drei neuen KFG in den Bereichen Kardiologie, Gastroenterologie und Onkologie vorgestellt.

Innovationsschub: 24 Millionen Euro für vollen Fokus auf die Forschung

Mit einer Fördersumme von insgesamt 24 Millionen Euro aus Mitteln des BMBWF und des Fonds Zukunft Österreich können sich nun dank der LBG drei Forschungsgruppen vollständig auf ihre Forschung und deren gewonnenen Erkenntnisse konzentrieren. „Mit den Klinischen Forschungsgruppen der LBG schaffen wir ein völlig neues Förderinstrument im Bereich der Gesundheit, Medizin und Life Sciences. Ziel ist es, medizinische Forschung am Standort Österreich durch weitere Innovationsimpulse zu stärken und nachhaltig auszubauen“, so Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Auch die LBG-Präsidentin zeigt sich erfreut: „Mit dem regen Interesse auf unser Förderungsprogramm KFG haben wir gesehen, welches Potential Österreich im Bereich der klinischen Forschung, Life Sciences und in der medizinischen Entwicklung hat. Wir freuen uns, dass wir mit den drei ausgewählten Gruppen einen Beitrag für die heimische Wissenschaftsszene leisten können und so eine Brücke von Grundlagenforschung zu angewandten Entwicklungen schlagen können.“

Die drei KFG im Überblick: innovativ, patientenorientiert und lebensrettend

Nach einer umfassenden Ausschreibung und 44 eingereichten Anträgen wurden die drei Gruppen „Austrian Digital Heart Program“„MOTION“ und „ATTRACT“ von einer international hochkarätigen Expert:innen-Kommission unter dem Vorsitz von Prof. Lieselotte Højgaard, Professorin für Medizin und Technologie an der Universität Kopenhagen, Dänemark, sowie Leiterin der Abteilung für klinische Physiologie, Nuklearmedizin und PET am dänischen Rigshospitalet ausgewählt.

Austrian Digital Heart Program: Vorhofflimmern frühzeitig am Smartphone erkennen

Das Austrian Digital Heart Program verfolgt die Vision, eine digitale Screening- und Behandlungsstrategie für Vorhofflimmern zu entwickeln, in das österreichische Gesundheitssystem zu implementieren und dessen klinischen Nutzen zu validieren.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, die oft unerkannt bleibt, jedoch mit einer erheblichen Krankheitslast und Sterblichkeit verbunden ist. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung kann schwerwiegende Folgen wie bspw. Schlagfanfälle verhindern. Das Austrian Digital Heart Program unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Sebastian Reinstadler, PhD an der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, wird in einem bevölkerungsbasierten und österreichweiten Ansatz untersuchen, ob durch eine digitale Strategie Vorhofflimmern möglichst frühzeitig erkannt und behandelt werden kann. Menschen sollen demnach mit ihrem eigenen Smartphone Vorhofflimmern erkennen und dessen Therapie überwachen können.

MOTION: Pfortaderhochdruck frühzeitig erkennen und richtig behandeln

Pfortaderhochdruck ist die Hauptursache für schwere Komplikationen bei Patient:innen mit Lebererkrankungen und führt weltweit zu etwa zwei Millionen Todesfällen jährlich. Dennoch gibt es bislang keine zugelassenen Medikamente zur wirksamen Therapie des Pfortaderhochdrucks. Unter der Leitung von Prof. Doz. Dr. Thomas Reiberger und der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Medizinischen Universität Wien wird die klinische Forschungsgruppe MOTION in drei klinischen Studien neue Behandlungsmöglichkeiten erforschen.

Letztlich zielt das Forschungsvorhaben darauf ab, präzise Methoden für die invasive und nicht-invasive Früherkennung und Diagnostik von Pfortaderhochdruck zu entwickeln, sowie zielgerichtete und personalisierte Behandlungsmöglichkeiten für Patient:innen mit Pfortaderhochdruck zu etablieren.

ATTRACT: Entwicklung von personalisierter Medizin und Behandlung von Glioblastome

Glioblastome sind die häufigsten malignen Hirntumoren bei Erwachsenen und durch eine enorm schlechte Prognose sowie hoher Sterblichkeit und Symptomlast charakterisiert. Trotz intensiver Forschung konnten bisher keine therapeutischen Durchbrüche erzielt werden, was unter anderem mit der limitierten Verfügbarkeit der Wirkstoffe im Gehirn und einer hohen Rate an Resistenz gegen Chemotherapie, zielgerichtete Medikamente und Immuntherapie zusammenhängt.

ATTRACT hat sich zum Ziel gesetzt das Überleben von Patient:innen mit neu diagnostiziertem Glioblastom zu verbessern. Unter der Leitung von Assoc. Prof. PD Dr. Anna Sophie Berghoff und der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien untersucht die Forschungsgruppe, ob das Konzept funktionaler Präzisionsmedizin im Sinne einer ex vivo Drug-Screening-Plattform und der daraus resultierten verbesserten Therapieempfehlung, das Überleben verbessern kann. Dieser Ansatz konnte schon erfolgreich bei Leukämien und Lymphomen gezeigt werden, jedoch ist ATTRACT die erste randomisierte Studie bei soliden Tumoren und insbesondere bei Gehirntumoren. Die Ergebnisse von ATTRACT und die Etablierung der funktionalen Präzisionsmedizin haben daher das Potenzial, die Möglichkeiten der Krebsbehandlung entscheidend zu verbessern.

Nächste KFG-Ausschreibung 2024

Im Herbst 2024 ist bereits die nächste Antragsrunde für das Förderprogramm der LBG Klinische Forschungsgruppen geplant. Die aktualisierten Ausschreibungsunterlagen werden zu diesem Zeitpunkt auf der Website der LBG unter https://lbg.ac.at/kfg/ veröffentlicht.

Über Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG)

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine außeruniversitäre Forschungs- und Forschungsförderorganisation. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Life Sciences, weitere Bereiche sind die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern Ludwig Boltzmann Institute (LBI) und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen Akteur:innen wie der Zivilgesellschaft, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor. Mit dem Förderprogramm Klinische Forschungsgruppen (KFG) bietet die LBG Österreichs erste Förderschiene im Bereich der nicht-kommerziellen krankheits- und patientenorientierten (translationalen), konsortionalen klinischen Forschung. Teile der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das die Potenziale von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das junge Forscher:innen bei der Erreichung ihrer individuellen Karriereziele inner- oder außerhalb der Wissenschaft unterstützt. https://lbg.ac.at

Rückfragen & Kontakt:

Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Mag. Werner Fulterer
+43 1 513 27 50 -28
werner.fulterer@lbg.ac.at