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OGNT: World Prostate Cancer Day

05.06.2024

Die Nuklearmedizin hat einen fixen Stellenwert in der Diagnostik und Behandlung des Prostatakarzinoms

Wien (OTS) - In Österreich werden jährlich ca. 6.000 Neuerkrankungen des Prostatakrebses gezählt. Über 68.000 Männer leben in Österreich mit einem Prostatakrebs. Die Nuklearmedizin leitet mit ihrem spezifisch-bildgebenden Verfahren nicht bloß den Weg zu den entsprechenden Therapien ein, sondern bietet beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom ein bereits etabliertes therapeutisches Konzept an. Dort wo es scheinbar kaum noch therapeutische Wege gibt, bietet die Nuklearmedizin noch eine erfolgversprechende Therapie.

Diagnostik auf molekularer Ebene

Patienten mit Prostatakarzinom exprimieren in mehr als 95% der Patienten das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) an Ihrer Tumorzelloberfläche. In den letzten Jahren konnte mittels PSMA-PET/CT gezeigt werden, dass vor allem bei einem biochemischen PSA-Rezidiv im Vergleich zu CT und Skelettszintigraphie früher und genauer der Tumorbefall sichtbar gemacht werden kann und so eine Behandlungsänderung in bis zu 60% der Patienten bedeuten kann.

Theranostik – Auf Basis der Molekularen Bildgebung zielgerichtete Behandlung von Tumorabsiedelungen

Bei vorbekanntem metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom konnte mittels 177Lu-PSMA-617 Radioligandentherapie (PluvictoTM) in einer Phase 3 Studie (Vision Trial) gezeigt werden, dass das mediane progressionsfreie Überleben im Vergleich zur Kontrollgruppe um 4,3 Monate statistisch signifikant verlängert werden konnte. Diese Therapie kann nach Einsatz einer Chemotherapie und nach einer Androgen Rezeptor depriven Therapie (ARDT) bei Tumorprogress eingesetzt werden. Voraussetzung für die Anwendung ist die zielgerichtete Bindung des Radiopharmakons an die Tumorzellen, welche vorher mittels PSMA-PET/CT sichtbar gemacht worden sind. Anlässlich der ESMO 2023 (European Society of Medical Oncology) Jahrestagung vorgestellten PSMAfore Phase 3 Studie wurde erstmalig bei Chemotherapie-naiven Patienten mit hormonsensitivem Prostatakarzinom 177Lu-PSMA-617 (PluvictoTM) mit einem etablierten Hormonentzug (ARDT) durch Enzalutamid oder Abirateronacetat verglichen. Das mediane Überleben ohne radiologisch nachweisbares Fortschreiten der Erkrankung (rPFS) betrug 12 Monate für 177Lu-PSMA-617 (PluvictoTM) gegenüber 5,6 Monate für die Behandlung mit Hormonentzug. Das rPFS konnte in 59% (p<0,0001) gesenkt werden. Eine komplette bildgebende Remission, also kein nachweisbarer Tumor wurde in 21,1% für 177Lu-PSMA-617 versus 2,7% bei ARDT festgestellt. Diese Ergebnisse werden mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zu einem Paradigmenwechsel im Therapiealgorithmus bei metastasierten Prostatakarzinom führen!

Was kann die Nuklearmedizin alles anbieten?

Rückenschmerzen und Hüftgelenksschmerzen sind häufige Vorboten von Knochenbeteiligungen im Rahmen eines Prostatakarzinoms. Ca. 80% der Männer mit metastasierten Prostatakarzinom weisen auch Knochenmetastasen auf, die schnell und einfach in einer Skelettszintigraphie oder PSMA PET/CT Untersuchung sichtbar gemacht werden können. Um weitgehende Schmerzfreiheit des Patienten zu erreichen sind neben der gezielten Krebstherapie (Antihormone, Chemotherapie, Strahlentherapie) klassische Schmerzmittel (NSAR-Analgetika) mit den bekannten Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen, Einschränkung der Leber- und Nierenfunktion, Magen/Dünndarmgeschwüre und bei weiter anhaltenden Schmerzsymptomen eine Opiateinnahme (Nebenwirkung: Verstopfung) notwendig. Im Vision Trial konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit 177Lu-PSMA eine weitere Intensivierung der Schmerzsymptome für mehr als 14,3 Monate im Vergleich zu 2,9 Monaten in der Kontrollgruppe stoppen konnte.

Gute schmerzhemmende Wirkung durch eine nuklearmedizinische Behandlung mit 223Radium-dichlorid (Xofigo®) konnte bereits 2013 im ALSMYPCA Trial gezeigt werden. Der Bedarf an Opioiden in der Behandlungsgruppe war im Vergleich zur Kontrollgruppe um gut ¼ geringer war.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Gabriel, Präsident der OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin, Leiter des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum Linz

a.o. Univ.-Prof. Dr. Rainer W. Lipp, Leiter der AG Öffentlichkeitsarbeit der OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin und Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Onkologie; ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Diagnostikum Nuklearmedizin Graz

Prim. Univ.-Prof. Dr. Siroos Mirzaei, Präsident elect der OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin, Klinik Ottakring/Wien

Prof. Dr. Alexander Haug, Leiter Ausschuss Kongress OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin, Wien

Prim. Univ.-Doz. Dr. Alexander Becherer, Bundesfachgruppenobmann Nuklearmedizin, Facharzt für Nuklearmedizin und Innere Medizin,Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin, Akademisches Lehrkrankenhaus Feldkirch

Rückfragen & Kontakt:

OGNT - Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Theranostik
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